Depression

Depression

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De|pres|si|on [deprɛ'si̯o:n], die; -, -en:
gedrückte, schwermütige Stimmung (als seelische Erkrankung):
an Depressionen leiden.
Syn.: Schwermut.

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De|pres|si|on 〈f. 20
1. 〈Psych.〉 Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung
2. 〈Wirtsch.〉 Krise, Tiefstand, Niedergang
3. 〈Meteor.〉 Tiefdruckgebiet
4. 〈Geogr.〉 unter dem Meeresspiegel liegendes Land
5. 〈Astron.〉 der unter dem Horizont liegende Teil des Höhenkreises eines Gestirns; Sy Kimmtiefe
6. 〈Bgb.〉 Unterdruck bei der Grubenwetterung
7. 〈Phys.〉 Absinken unter den Normalwert
[zu lat. depressus „niedergedrückt“]

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De|pres|si|on , die; -, -en [frz. dépression = Niederdrückung, Senkung < lat. depressio]:
1.
a) (Med., Psychol.) sich in tiefer Niedergeschlagenheit u. a. ausdrückende seelische Erkrankung:
er hat eine schwere D.;
an, unter -en leiden;
b) (ugs.) Traurigkeit:
wenn ich meine D. überwinden will, gehe ich einkaufen.
2. (Wirtsch.) Phase des Niedergangs im Konjunkturverlauf:
eine weltweite D.
3. (Meteorol.) Tief[druckgebiet].
4. (Med.) Einsenkung, Einstülpung, Vertiefung, z. B. im Knochen.
5. (Geogr.) Festlandgebiet, dessen Oberfläche unter dem Meeresspiegel liegt; Landsenke.
6. (Astron.)
a) negative Höhe eines Gestirns, das unter dem Horizont steht;
b) Winkel zwischen der Linie Auge – Horizont u. der waagerechten Linie, die durch das Auge des Beobachters verläuft.

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Depression
 
[französisch von lateinisch depressio »das Niederdrücken«] die, -/-en,
 
 1) Astronomie: 1) der Winkel zwischen einer vom Auge des Beobachters zu einem Punkt des Horizonts gezogenen Linie und der Waagerechten; 2) die negative Höhe eines unter dem Horizont befindlichen Sterns; z. B. entspricht eine Depression von 1º einer Höhe von —1º oder einer Zenitdistanz von 91º.
 
 2) Geographie: eine abflusslose Landsenke, die bis unter das Niveau des Meeresspiegels reicht. Alle großen Depressionen finden sich in den Trockengebieten der Erde: Totes Meer (Seespiegel etwa 400 m unter dem Meeresspiegel), Kaspisches Meer (Seespiegel 28 m unter dem Meeresspiegel), Kattarasenke, Ägypten (137 m unter dem Meeresspiegel), Death Valley, Kalifornien (86 m unter dem Meeresspiegel). Küstendepressionen entstehen bei Eindeichung durch Zusammensacken des dem Meer abgerungenen Marschbodens oder durch leichte Küstensenkung hinter den Deichen (Holland, Friesland, Danziger Werder). - Äußerlich nicht mehr als Depression zu erkennen ist die Kryptodepression, die so weit mit Wasser erfüllt ist, dass der Seespiegel über dem Meeresspiegel liegt, z. B. Baikalsee (456 m über dem Meeresspiegel, tiefste Stelle 1 164 m unter dem Meeresspiegel), Ladogasee (5 m über dem Meeresspiegel und 225 m unter dem Meeresspiegel).
 
 3) Medizin und Psychologie: ein Zustand von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Passivität von ganz unterschiedlicher Dauer (Tage bis viele Wochen). Die Ausprägung reicht von gedrückter Verstimmtheit bis zu dumpfer Regungslosigkeit (depressiver Stupor). Die Ursachen sind vielfältig. Häufig ist Depression eine normale und verständliche seelische Reaktion, die in zeitlichem Zusammenhang mit dem Verlust eines nahe stehenden Menschen (normale Trauerreaktion) steht, aber auch nach schweren Misserfolgen, Enttäuschungen, Demütigungen, Konflikten sowie seelischen und körperlichen Misshandlungen auftreten kann. Die depressive Reaktion wird auch bei höheren Tieren beobachtet.
 
Depression im psychiatrischen und psychologischen Sinn ist ein über eine normale Trauerreaktion (hinsichtlich Dauer, Schwere und oft mit bestimmter Periodik) hinausgehender Zustand, bei dem ein unmittelbarer zeitlicher Zusammenhang zu einem belastenden Ereignis nicht vorliegen muss und der sich mit vielfältigen Störungen im Verhalten, im emotionalen und körperlichen Bereich zeigen kann. Neben der gedrückten Stimmung fallen die Betroffenen durch stetes Grübeln, unbegründete Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwunglosigkeit (Antriebsverlust), mangelnde Zukunftsorientierung, sozialen Rückzug, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Störungen der Sexualfunktionen und körperliche Symptome wie Verstopfung, Kopfschmerzen und Herzschmerzen auf. Manchmal steht auch nicht zu beschwichtigende Klagsucht im Vordergrund. Jedoch können auch Erregung und selbstaggressives Verhalten vorkommen (Suizidgefahr).
 
Die anaklitische Depression (Säuglingsdepression) tritt auf bei Trennung von der Mutter, z. B. bei frühen Heimaufenthalten, stationären Behandlungen des Kindes ohne gleichzeitige Aufnahme der Bezugsperson, aber auch, wenn die Mutter selbst an einer schweren Depression leidet und eine andere Bezugsperson fehlt. Die ersten Symptome sind anhaltendes Schreien, Anklammerungstendenzen, Weinerlichkeit, Appetit- und Schlafstörungen, später Gewichtsverlust und in schweren Fällen Retardierung der psychischen und motorischen Entwicklung. Bei Aufhebung der Trennung ist vieles rückbildungsfähig; jedoch sind spätere psychische Störungen wie Kontakt- und Kommunikationsprobleme, Selbstwertstörungen, Störungen der sozialen Bindungsfähigkeit auf derartige frühkindliche Trennungserlebnisse zurückzuführen. Depression im Kindes- und Jugendalter wird oft verkannt, weil Lern- und Schulunlust, Leistungsabfall, Streunen, Weglaufen, sozialer Rückzug, aggressives und dissoziales Verhalten oder Gewichtsverlust und Magersucht im Vordergrund stehen können, ohne dass eine depressive Symptomatik augenfällig sein muss. Die reaktive Depression ist immer von äußeren auslösenden Faktoren (seelische Kränkungen, schwerwiegende lebensgeschichtliche Veränderungen) ableitbar. Die neurotische Depression ist eine besonders nachhaltige reaktive Depression mit schwerwiegender Symptomatik auf kritische Lebensereignisse und Persönlichkeitskrisen. Die psychogene Depression ist eine Sammelbezeichnung für alle reaktiven Depressionen. Die somatogene Depression (körperlich begründbare Depression) ist eine Begleiterscheinung bei vielen körperlichen Erkrankungen, die entweder indirekt die Hirnfunktionen beeinträchtigen (z. B. nach Infektion, Operation, Vergiftung, hormoneller Veränderung während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre) sowie bei Erkrankungen, die direkt die Hirnfunktionen beeinträchtigen (z. B. Gehirnentzündung oder Hirntumor). Bei der hypochondrischen Depression ist die depressive Symptomatik oft schwer erkennbar, weil körperliche Beschwerden und eine starke Klagsucht das Bild bestimmen. Die endogene Depression ist eine biochemisch durch veränderte Neurotransmitter ausgelöste Erkrankung, die familiär gehäuft auftritt, bei der auslösende Faktoren nicht unbedingt vorhanden sein müssen und die durch jahreszeitliche Schwankungen (vermehrt im Frühjahr und Herbst) und durch tageszeitliche Schwankungen (morgendliches Stimmungstief mit Besserungen am Abend) verbunden ist. Sie kann auch als depressive Episode bei manisch-depressiver Erkrankung (so genannte bipolare affektive Psychose) auftreten. Bei der larvierten Depression wird die Depression häufig nicht erkannt, weil sie durch die vielfältigen körperlichen Beschwerden völlig verdeckt wird. Hierbei stehen Herzschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen, Unterleibsbeschwerden, Kopfschmerzen, Appetit- und Schlafstörungen so im Vordergrund, dass die Betroffenen, die Umwelt, aber auch Ärzte zunächst an eine körperliche Erkrankung denken.
 
Die Theorien suchen nach genetischen, biochemischen oder psychosozialen Zusammenhängen. Der Psychiater und Psychologe Aaron Beck sieht in seinem kognitiven und lerntheoretischen Ansatz Depressionen als Folge irrationaler Selbstbeurteilungen in Form fester kognitiver Schemata an, die als automatisch, persistierend, kaum unterdrückbar und durchaus plausibel erlebt werden. Eine Depression ist psychoanalytisch gesehen gegen sich selbst gerichteter Ärger. Der Verlust eines Liebesobjekts wird vom Depressiven dadurch ausgeglichen, dass er das Verlorene seinem Ich einverleibt. Gleichzeitig erfolgt eine Regression der gesamten Libido, wobei die dem Liebesobjekt gegenüber auch empfundenen negativen Gefühle (und v. a. sie) gegen das Einverleibte, also einen Teil des Ich gerichtet werden.
 
Biochemische Theorien und Therapien gehen davon aus, dass sich bei vielen Depressiven zwei Arten von Neurotransmittern (Noradrenalin und Serotonin) in zu kleinen Mengen an bestimmten Nervenzellen finden. Dadurch ist die Nervenübertragung v. a. zwischen solchen neuroanatomischen Zentren beeinträchtigt, die mit emotionalen und motivationalen Prozessen in Zusammenhang stehen. Durch medikamentöse Erhöhung oder Verringerung der Anzahl der Neurotransmitter kann die Depression beeinflusst werden. Eine Kategorisierung der Depression, die die richtige Behandlung zuverlässig impliziert, gibt es aber noch nicht (Psychopharmaka). Die Behandlung der psychischen Ursachen der Depression darf durch die Gabe depressionsmildernder Arzneimittel oder durch Hospitalisierung (die v. a. eine gegebene Suizidgefahr verringern kann) nicht überflüssig und aufschiebbar erscheinen (häufige Nebenwirkung von Psychopharmaka). Therapeutisch werden außerdem u. a. Schlafentzug sowie (seltener) Elektrokrampftherapie eingesetzt.
 
Soziokulturell wird Depression in Zusammenhang gesetzt mit einem allgemeinen Verlust traditioneller Werte und einer Auffassung der Sinnlosigkeit, welche v. a. die gesamte westliche Kultur zu durchziehen scheint; jedoch bildet Depression wohl meist keine direkte Reaktion auf bestimmte historische Ereignisse dieses Jahrhunderts. Die doppelte Häufigkeit von Depressionen bei Frauen ließ sich empirisch vornehmlich mit psychosozialen Faktoren erklären (depressiv waren v. a. verheiratete Frauen mit niedrigerer Berufs- und Schulbildung); sie steht auch mit der untergeordneten Stellung der Frau in der patriarchalen Gesellschaft in Zusammenhang. Allgemein gesehen machen Arbeitslosigkeit, Übervölkerung, Verlust der Solidarität in den Familien Depressionen zu einer heute verbreiteten und nicht nur auf die Industrieländer beschränkten Erscheinung.
 
Die Behandlung muss sich stets nach den Krankheitsursachen richten. Neben den psychotherapeutischen Maßnahmen bei der reaktiven und neurotischen Depression ist bei der endogenen Depression eine medikamentöse Behandlung (Thymoleptika, Antidepressiva), bei der somatogenen Depression die Behandlung der organischen Grundkrankheit erforderlich. Im Kindes- und Jugendalter wird zunehmend die Familie mit einbezogen, aber auch im Erwachsenenalter ist die Mitarbeit der Angehörigen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Bei vielen Depressionen treten auch Selbsttötungen beziehungsweise Selbsttötungsversuche auf. Sie entspringen immer dem Gefühl der Ausweg- und Hoffnungslosigkeit und sind immer Ausdruck tiefster seelischer Not und innerer Einsamkeit. In den meisten Fällen werden zuvor von den Betroffenen wiederholt Selbsttötungsabsichten geäußert, die von der Umwelt oft überhört werden, weil sie beim Außenstehenden eine so starke Betroffenheit auslösen können, dass diese Hilferufe verdrängt werden und die Ernsthaftigkeit der Situation verkannt wird, wodurch die Einleitung notwendiger helfender Maßnahmen unterbleibt.
 
 
A. Czernik: Zur Psychophysiologie u. Neuroendokrinologie von D. (1982);
 J. Glatzel: Endogene D. (21982);
 E. Jacobson: D. Eine vergleichende Unters. normaler, neurot. u. psychotisch-depressiver Zustände (a. d. Amerikan., 41993);
 
D. Neue Perspektiven der Diagnostik u. Therapie, hg. v. E. Lungershausen u. a. (1993);
 
Kognitive Therapie der D., hg. v. M. Hautzinger (a. d. Amerikan., 41994);
 M. Wolfersdorf: D. Verstehen u. bewältigen (21995);
 K. Kaufmann-Mall u. G. Mall: Wege aus der D. Hilfe zur Selbsthilfe (1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
seelische Krankheiten: Psychosen
 
 4) Meteorologie: ein Tiefdruckgebiet.
 
 5) Physik: 1) die Kapillardepression (Kapillarität); 2) die Nullpunktsdepression bei Flüssigkeitsthermometern.
 
 6) Wirtschaft: Abschwungphase (Tiefstand) im Konjunkturablauf, Konjunktur.
 

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De|pres|si|on, die; -, -en [frz. dépression = Niederdrückung, Senkung < lat. depressio]: 1. Niedergeschlagenheit, seelische Verstimmung, traurige Stimmung: er hat eine schwere D.; an, unter -en leiden; in eine tiefe seelische D. verfallen; -en werden immer von zwei Gespenstern herangeschleppt: Isolierung und Einsamkeit (Silverstein, Freuden 69); Thomas Mann wusste wohl, was ihn in D. und Hoffnungslosigkeit gestürzt hatte (Reich-Ranicki, Th. Mann 91). 2. (Wirtsch.) Phase des Niedergangs im Konjunkturverlauf: eine weltweite D.; Bisher führte diese Politik zu dreieinhalb Millionen Arbeitslosen in England, und das sind mehr als zu Beginn der D. vor über fünfzig Jahren (H. Schmidt, Strategie 13). 3. (Met.) Tief[druckgebiet]. 4. (Med.) Einsenkung, Einstülpung, Vertiefung (z. B. im Knochen). 5. (Geogr.) Festlandgebiet, dessen Oberfläche unter dem Meeresspiegel liegt; Landsenke. 6. (Astron.) a) negative Höhe eines Gestirns, das unter dem Horizont steht; b) Winkel zwischen der Linie Auge - Horizont u. der waagerechten Linie, die durch das Auge des Beobachters verläuft. 7. (Physik) vorübergehendes Herabsetzen des Nullpunktes [eines Thermometers] durch Überhöhung der Temperatur u. unmittelbar folgende Abkühlung auf 0º.

Universal-Lexikon. 2012.

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Synonyme:

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  • depression — late 14c. as a term in astronomy, from O.Fr. depression (14c.) or directly from L. depressionem (nom. depressio), noun of action from pp. stem of deprimere to press down, depress (see DEPRESS (Cf. depress)). Attested from 1650s in the literal… …   Etymology dictionary

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  • depression — I noun debasement, decline, deflation, dejection, depreciation, despondence, despondency, disheartenment, dispiritedness, dolefulness, economic decline, gloom, lowering, lowness, maeror, sinking, slump, tristitia associated concepts: economic… …   Law dictionary

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